Echte unabhängige Ökostrom Anbieter für Deutschland – Test & Vergleich

Von den ersten „Atomkraft? Nein Danke“-Aufklebern bis zum Beschluss, die Energiewende umzusetzen, sind einige Jahrzehnte ins Land gegangen. Die Tatsache, dass immer mehr Verbraucher auf Ökostrom setzten, ging auch an den großen Energiekonzernen nicht vorbei. Folglich nahmen sie Ökostrom in ihr Produktportfolio auf. Nur, wer dort seinen Ökostrom bezog, finanzierte indirekt Kernkraft und Kohlestrom weiter mit. Für immer mehr Haushalte wurde es wichtig, echten Ökostrom zu beziehen und keine „Strommischkonzerne“ zu unterstützen. Die Frage kam, woran man echte unabhängige Ökostromanbieter erkennt. Wir geben in diesem Ratgeber die Antwort.

Was ist echter Ökostrom?

Schon im Jahr 2012 lieferte das Handelsblatt die Antwort auf diese Frage. Als echter Ökostrom gilt Strom, der von einem unabhängigen Anbieter aus regenerativen Energien gewonnen und vermarktet wird. Dies reicht aber noch nicht aus. Darüber hinaus muss der Versorger in den weiteren Ausbau regenerativer Energiegewinnung investieren.

Warum ist ein unabhängiger Stromanbieter wichtig?

Bei einem unabhängigen Stromanbieter handelt es sich im Gegensatz zu e.on, Vattenfall oder RWE nicht um einen Konzern. Nach wie vor setzen Konzerne auf einen Strommix. Das mag zwar so weit gehen, dass sie hierzulande tatsächlich nur noch regenerativ erzeugten Strom anbieten, aber jenseits der Grenzen weiter auf fossile Brennstoffe setzen. Am Ende zählt die Konzernbilanz. Bei einem unabhängigen Stromanbieter ist dies nicht der Fall.

Wie erkennt man einen echten Ökostromanbieter?

Die Antworten auf die folgenden Fragen trennen bei Ökostromanbietern die Spreu vom Weizen:

  • Ist der Stromanbieter tatsächlich von großen Stromkonzernen unabhängig?
  • Finanziert die monatliche Stromrechnung andernorts herkömmliche Stromgewinnung mit?
  • Investiert der Anbieter in den Neubau von Anlagen zur Gewinnung regenerativen Stroms?
  • Gibt der Anbieter Informationen, welcher feste Anteil der monatlichen Stromrechnung in den Neubau von Anlagen zur Gewinnung regenerativen Stroms fließt?
  • Erfolgt die Einspeisung „zeitgleich“ oder „mengengleich“? Das heißt, dass der Versorger in der Lage ist, jederzeit physisch echten grünen Strom zu liefern.
  • Handelt es sich um 100 Prozent reinen Ökostrom oder werden Verbrauchsspitzen durch konventionellen Strom abgedeckt?
  • Handelt der Versorger an der Leipziger Strombörse mit Strom?
  • Erfolgt eine Umetikettierung konventionellen Stroms in Ökostrom?
  • Welche Erzeugungsarten gibt der Anbieter für seinen Strommix an?
  • Kann der Anbieter Gütesiegel oder Zertifikate vorweisen?

Die wichtigsten Siegel und Zertifikate

Am schönsten ist es, wenn Verbraucher durch ein Siegel sofort erkennen, dass der Anbieter ihrer Wahl echten Ökostrom liefert. Wir haben die wichtigsten Siegel zusammengestellt.

grüner strom

Das älteste deutsche Ökostromsiegel „Grüner Strom“ wird unter anderem vom BUND, NaBu und Eurosolar mitgetragen.

ok power

Das OK-Power Siegel kommt von dem Verein „EnergieVision“. Zusammen mit einem Hamburger Forschungsinstitut prüft das Öko-Institut die Angebote und zertifiziert sie.

tüv süd

Der TÜV Süd prüft die Standards EE01 und EE02. Der Standard EE02 verlangt, dass Ökostrom immer zeitgleich zur Verfügung stehen muss, also der Bedarf jederzeit gedeckt werden kann.

tüv nord

Der TÜV Nord, der sich als Mitbewerber zum TÜV Süd versteht, setzt zusätzlich voraus, dass mindestens ein Drittel der Anlagen nicht älter als sechs Jahre ist.

ecoenergy

Das ECOEnergy Label setzt mit die strengsten Kriterien voraus. Mindestens 10 Cent /kWh müssen in einen Umweltfonds fließen. Der Bau der Anlagen zur Stromgewinnung muss ebenfalls bestimmte Kriterien erfüllen. Nur wenige Stromanbieter hierzulande dürfen dieses Label verwenden.

Echte unabhängige Ökostrom Anbieter im Vergleich

Wir wollen im Folgenden einige echte unabhängige Stromanbieter vorstellen. Einer der Knackpunkte im Vergleich ist natürlich der Preis, wenn alle anderen Kriterien identisch sind.

Naturstrom

naturstrom

Das Unternehmen Naturstrom, gegründet im Jahr 1998, gilt als ältester deutscher Ökostromanbieter. Die Stromgewinnung erfolgt aus Wind- und Wasserkraft. Die Zertifizierung erfolgte durch den TÜV Nord. Seit 1999 trägt Naturstrom das „Grüner Strom“ Label. Die Energiegewinnung erfolgt ausschließlich in Deutschland. Das Düsseldorfer Unternehmen bietet unterschiedliche Tarifoptionen. Zum einen können Bewohner bestimmter Regionen aus den sogenannten Städtetarifen wählen. Zum anderen gibt es den klassischen Naturstrom-Tarif. In einigen Städten profitieren Schüler und Studenten von Starter-Konditionen.

Naturstrom arbeitet ohne Vertragslaufzeiten, die Kündigungsfrist beträgt vier Wochen.  Der Grundpreis beträgt 8,68 Euro.  Der Verbrauchspreis liegt beim klassischen Naturstromtarif bei 28,22 Ct / kWh. Davon fließt ein Cent in die Entwicklung neuer Anlagen.

Der Vorteil der Städtetarife basiert darauf, dass der Strom in der jeweiligen Region produziert wird. Allerdings unterscheiden sich bei den Städtetarifen die Verbrauchspreise pro kWh von Region zu Region. Neben der klassischen Stromversorgung bietet Naturstrom auch spezielle Tarife für Nachtspeicheröfen und natürlich auch für die gewerbliche Nutzung an. Wie unter den Anbietern üblich, steht auch die Versorgung mit Biogas zur Verfügung.

Greenpeace Energy

greenpeace-energy

Greenpeace Energy, im Jahr 1999 als Genossenschaft gegründet, produziert Strom ebenfalls aus Wind- und Wasserkraft. Die Anlagen stehen in Deutschland und Österreich. Das Unternehmen aus Hamburg wurde vom TÜV Nord, Grüner Strom und OK Power zertifiziert.

Greenpeace Energy stellt seinen Kunden zwei Tarife zur Auswahl, beide ohne Vertragslaufzeit und mit vierwöchiger Kündigungsfrist.

Der Tarif Ökostrom aktiv setzt auf Wind- und Wasserkraft zu gleichen Teilen. Der Grundpreis beträgt im Monat 8,68 Euro, der Arbeitspreis pro kWh liegt bei 29,05 Cent.

In den Tarif Solarstrom plus fließen zusätzlich noch zehn Prozent Strom aus Solaranlagen mit ein. Der Arbeitspreis pro kWh beträgt 30,22 Cent und schließt ein Cent Förderbetrag mit ein.

Strom für Nachtspeicheröfen und Biogas runden das Versorgerangebot ab.

Lichtblick

lichtblick

Lichtblick aus Hamburg ging im Jahr 2000 an den Start. Der gelieferte Ökostrom wird ausschließlich aus Wasserkraft gewonnen. Die Kraftwerke wiederum befinden sich ausschließlich in Bayern. 60 Prozent des erzeugten Stroms werden EEG-gefördert, für 40 Prozent gibt es keine Förderung. Die Zertifizierung als Anbieter für echten Ökostrom erfolgte durch den TÜV Nord.

Bei der Tarifierung bietet Lichtblick ein wenig mehr Vielfalt als Naturstrom und Greenpeace Energy. Die Kunden können aus drei Tarifvarianten auswählen.

Der Tarif Ökostrom Relax bietet keine Preisgarantie, aber einen Bonus von 78 Euro im ersten Jahr. Der Grundpreis beträgt 9,55 Euro im Monat, der Preis pro kWh 29,22 Cent. Die Vertragsdauer erstreckt sich über zwei Jahre.

Der Tarif Ökostrom Komfort beinhaltet eine zwölfmonatige Vertragslaufzeit und eine ebenso lange Preisgarantie. Der Bonus im ersten Jahr beträgt 68 Euro. Beim Grundpreis veranschlagt Lichtblick ebenfalls 9,55 Euro für den Komforttarif. Mit einem Arbeitspreis von 29,32 Cent pro kWh liegt diese Variante zehn Cent über dem Relax-Tarif.

Im Tarif Ökostrom Flex steht einer Preisgarantie von 24 Monaten keinerlei Laufzeitbindung gegenüber. Der Grundpreis ist 9,55 Euro monatlich identisch zu den beiden anderen Varianten. Allerdings lässt sich Lichtblick die lange Preisgarantie über den Arbeitspreis von 29,82 Cent pro kWh honorieren.

Private Haushalte können neben Strom auch auf Ökogas, Heizstrom und Mobilstrom für das E-Auto zurückgreifen. Für gewerbliche Nutzer stehen gesonderte Konditionen bereit.

Polarstern

polarstern

Das Münchner Unternehmen Polarstern wurde im Jahr 2009 ins Leben gerufen, trägt das „Grüner Strom“-Label  und wurde vom TÜV Nord zertifiziert. Der Strom wird im Wasserkraftwerk Inn-Kraftwerk Feldkirchen erzeugt, einem mit dem EcoEnergy-Label ausgezeichneten Kraftwerk. Ökotest bewertete Polarstern sechs Mal als Testsieger.

Bei der Tarifierung für private Haushalte gibt sich Polarstern so übersichtlich wie bei der Quelle für den angebotenen Strom. Es gibt nur einen Tarif. Dieser ist ohne Festlaufzeit ausgestattet. Der Grundpreis pro Monat beträgt 9,55 Euro. Für die Kilowattstunde berechnet Polarstern 28,83 Cent.

Neben dem klassischen Verbrauchsstrom stehen den Kunden auch Spezialtarif für Nachtstrom, E-Mobilität oder Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage zur Verfügung. Im gewerblichen Segment unterscheiden die Münchner zwischen einem Unternehmen auf der einen Seite oder Vereinen und Organisationen.

Bewertung und Fazit

Die Nutzung von echtem Ökostrom und der damit einhergehenden Verbesserung der Klimabilanz im eigenen Haushalt scheitert nicht mehr am Preis. Der konventionelle Energiemix von e.on hat einen Grundpreis von sieben Euro und einen Arbeitspreis von 28,77 Cent pro kWh. Es stellt sich also die Frage, warum nicht gleich zu echtem Ökostrom wechseln. Unsere hier vorgestellten Anbieter erfüllen mit der Tarifbandbreite über alle Unternehmen jede Vorgabe der Verbraucher.

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