„Problembär“ Bruno ist tot

Der seit Wochen im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet umherstreunende Bär ist in der Nacht zu Montag in der Nähe des Spitzingseegebiets im Landkreis Miesbach von Jägern erschossen worden.

Der Bär sei gegen 4:50 Uhr in der Nähe der Rotwand erlegt worden, bestätigte ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums. Nach wochenlangen vergeblichen Versuchen, das Tier lebend zu fangen, war „Bruno“ zu Wochenbeginn wieder zum Abschuss freigegeben worden. Laut Informationen des Bayerischen Rundfunks wurde der seit Wochen im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet umherstreunende Bär von Jägern des Weilheimer Landratsamtes erlegt.

Abschussgenehmigung eigentlich erst ab morgen

Erstmals seit 170 Jahren wanderte ein Bär wieder nach Deutschland. Nun wurde er abgeschossen.

Erst am Samstag war die Abschussgenehmigung für den Bären erneuert worden, nachdem alle Versuche, ihn lebend zu fangen, gescheitert waren. Wieder Radiosender SWR3 berichtet, hätte der Bär eigentlich erst ab morgen in Bayern abgeschossen werden dürfen. In Österreich galt die Genehmigung seit heute.

Spürteam stellte Suche am Freitag ein

Ein eigens angereistes finnisches Jagdteam mit seinen auf Bären spezialisierten Spürhunden hatte bereits am Freitag die Suche eingestellt und war abgereist.

Am Samstag war das Tier mehreren Mountainbikern begegnet. Sie sahen ihm zu, wie er durch den Soinsee im Landkreis Miesbach schwamm. Danach wurde er von drei Wanderern dabei beobachtet, wie er ins Gebirge aufstieg.

Bär hatte angeblich keine Scheu vor Menschen

Das Tier war von den Behörden als „Problembär“ eingestuft worden, weil er die natürliche Scheu vor von Menschen bewohnten Gebieten verloren hatte.

Gegenteilig äußerte sich der Wirt des 1700 Meter hoch gelegenen Rotwandhauses, wo der Bär am Sonntagabend gegen 20.30 Uhr wenige Meter an der Hütte vorbei marschiert war. Die Gäste hätten gerade beim Abendessen gesessen, sagte Hüttenwirt Peter Weihrer der dpa. „Ich habe die Leute beruhigt und gebeten, nicht aus dem Haus zu gehen.“ Schließlich sei er selbst vor die Türe gegangen und habe den Bären angeschrien, der daraufhin geflüchtet sei. „Er hat vor uns Angst gehabt.“

300 Kilometer zurückgelegt

Mehrere Wochen lang riss der Bär in der Grenzregion immer wieder Schafe, plünderte Bienenstöcke, tötete Hühner und Zuchttauben. In den vergangenen Wochen legte Bruno Ministeriumsangaben zufolge mehr als 300 Kilometer zurück und durchstreifte eine Fläche von 6000 Quadratkilometern.

„Bären der Welt, meidet Bayern“

Naturschützer kritisierte den Abschuss scharf. Der Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Hubert Weinzierl, sagte in einem ZDF.Heute-Bericht: „Ich bin tief traurig darüber.“ In anderen Ländern lebten Bär und Mensch friedlich zusammen. „Nur in Deutschland wird er liquidiert.“ Braunbären könnten mit geeigneten Maßnahmen aus den Siedlungen vertrieben werden.

„Bären der Welt, meidet Bayern“, sagte Weinzierl. Die Jugendorganisation des Bund Naturschutz (BN) in Bayern sprach von einer „Tragödie für den bayerischen Naturschutz“ und warnte: „Der nächste Bär kommt bestimmt.“ Bis dahin müssten die Behörden sich besser vorbereiten.

Artikel vom 26.06.2006

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